Wie wir uns selbst in anderen erkennen – Teil 2
Oder warum das, was viele als Menschenkenntnis betrachten, eher als Ego-Kenntnis bezeichnet werden sollte… und in den meisten Fällen eher Selbsterkenntnis als sonst etwas ist…

Disclaimer; dies ist meine eigene Betrachtung und wenn ich von Menschenkenntnis rede, meine ich das was Ottonormal darunter versteht – psychologisch geschulte Fachpersonen, Coaches und co. sind hier ausgenommen…
Es gibt ja das Wort «Menschenkenntnis». Früher dachte ich, ich hätte eine gute Menschenkenntnis. Und doch zweifelte ich immer daran, weil ich irgendwie nie das Selbe wahrgenommen habe, wie andere. Heute weiss ich, dass es Menschenkenntnis als solche nicht gibt. Man kann ein gutes Gespür für Menschen haben, ja. Doch Menschenkenntnis… nein! Eine gute Menschenkenntnis haben heisst meiner Meinung nach nichts anderes, als stark im Schubladisieren sein… das ist gar nicht so cool.
Lass mich das genauer ausführen. Alles, was wir erleben und wie wir es erleben, ist unsere ureigene Schöpfung. Das ist jetzt sehr spirituell und mag für den einen oder anderen etwas abstrakt klingen. Bleib dran, das klärt sich… wenn nicht in diesem Beitrag, dann in meinem Blog insgesamt… Also… zur Menschenkenntnis… meinst du wirklich, nach einem kurzen Gespräch… nach einer kurzen Sequenz… anhand des Verhaltens von einem Meschen in einer Situation… diesen Menschen zu «kennen», zu wissen wie er tickt? Wie er in einer bestimmten Situation handeln würde?
Nein, vergiss es. Da reicht auch ein anderthalbstündiges Vorstellungsgespräch… oder erstes Date nicht. Das, was wir als Menschenkenntnis betrachten, ist eine Spiegelung von uns selbst. Von unseren Erfahrungen und Erlebnissen. Der Mensch in besagter Situation ruft eine Erinnerung in uns hervor… das passiert meist nicht bewusst. Man nimmt etwas wahr und interpretiert das durch seinen Verstand, das geschieht in einem Sekundenbruchteil. Das ist nichts, was man aktiv tut… und diente ursprünglich mal dem Überleben. Stell dir vor, du müsstest in einer lebensbedrohlichen Situation erst die Optionen abwägen. Der Verstand arbeitet vollautomatisch und das nicht nur in lebensbedrohlichen Situationen, sondern… ständig. Hocheffizient. Das Problem dabei? Der Verstand lebt immer in der Vergangenheit. Er kann alles nur mit dem vergleichen, was er bereits kennt. Und darum erlebst du möglicherweise gar nie die Wirklichkeit, sondern nur deine eigene Realität… in der du immer wieder dasselbe erschaffst… erlebst. Kennst du die Frau, die immer «an solche Typen» gerät… (ok, das geht noch viel tiefer und hat oft auch mit Traumata aus der Kindheit zu tun – dazu ein andermal mehr)…
Umgekehrt, entgegen der Wahrnehmung, gibt es die selbsterfüllende Prophezeiung. Kennt man aus der Führungslehre: Erwartest du von deinem Mitarbeitenden, dass er faul ist, nur das absolute Minimum tut und strikte Führung benötigt. Er wird sich genau so verhalten – weil du ihn durch deine Energie und dein Verhalten dahingehend beeinflusst. Gehst du davon aus, dass er seine Sache selbstständig und gut erledigt, wird er sich ebenfalls genau so verhalten. Das kannst du in der Literatur nachlesen, das ist kein spirituell-esoterischer Quatsch. Was bedeutet das also, wenn du einen neuen Mitarbeitenden hast, und der erinnert dich, an den faulen Kerl, den du gerade erst entlassen hast?
Aber was ist mit Persönlichkeitsprofilen wie DISG?
Das ist etwas anderes und kann effektiv helfen, seine Ego-Struktur etwas besser kennenzulernen. Ich finde diese Auswertungen spannend und habe schon verschiedene solche Profile für mich selbst, aber auch für Mitarbeitende gemacht – damals, als ich noch in Führungspositionen gearbeitet habe. Aber auch hier, es ist immer nur eine Momentaufnahme – ich habe dieselben Tests immer wieder gemacht und mein Profil hat sich über die Jahre immer wieder verändert. Und man muss sich auch immer aus einer bestimmten Situation heraus befragen. Alles ist relativ.
Aber wenn ich eine Verhaltensweise eines Meschen in einer bestimmten Situation wahrnehme und daraus auf seinen Menschentyp schliessen will… schwierig… sehr schwierig. Ich weiss nicht in welcher Gemütsverfassung der Mensch gerade ist und was die Hintergründe seines Handelns sind. Und darum… nein… Menschenkenntnis wie ich sie in diesem Beitrag meine, hat damit wenig zu tun.
Menschenkenntnis ist meist nur Schubladisieren
Unsere Menschenkenntnis steckt also Menschen nicht nur in Schubladen, sie erschafft sie gewissermassen. Wie funktioniert das?
Es ist einerseits das Gesetz der Anziehung. Das, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest, das ziehst du in dein Leben. Und worauf du deine Aufmerksamkeit richtest, hängt davon ab, was du erwartest… und was du erwartest, hängt davon ab… was du kennst, was du bereits erlebt hast. Denn der Verstand kann alles nur mit bereits Erlebtem vergleichen.
Und zum anderen hat es schlicht und einfach mit Energie zu tun. Das Universum reagiert immer exakt auf deine Energie… auf die Energie, die du aussendest. Und wenn du nicht bei Bewusstsein bist… Achtung, jetzt wird’s hart… was heisst nicht bei Bewusstsein? Wenn dein Verstand… wenn dein Ego die Kontrolle hat, dann bist du nicht bei Bewusstsein. Sprich, der Verstand, der bewertet, beurteilt, kategorisiert… auf der Basis von Erfahrung, Gelerntem… auf Basis der Vergangenheit. Er spielt dir seinen Film vor. Er meint es gut, er will helfen. Er hat das schon mal erlebt, darum musst du, also dein Verstand, die Situation nicht neu beurteilen, er (du) kennt das. Und genauso verfährt der Verstand mit Menschen. So entstehen Klischees… und bewahrheiten sich sogar. So entstehen Vorurteile über Nationalitäten… und bewahrheiten sich… du kommst in eine neue Klasse und …shit! Alles Talahouns… Und genau so werden sie sich dir gegenüber verhalten… es sei denn… du schaffst es, einen Schritt zurückzutreten… von dir selbst, von deinem Verstand… also bewusst zu werden… und deine Vorurteile abzustreifen – vielleicht gehst du dazu rasch in den Wald – und diesen Menschen völlig unvoreingenommen zu begegnen. Du wirst möglicherweise staunen.
Eigentlich sollte der Verstand nur helfen, wenn du ihn fragst. Er sollte lediglich ein Werkzeug sein. Bei den meisten Menschen ist er aber der Chef geworden… Und so ist die Wahrnehmung quasi ausgeschaltet. Die gesamte Aufmerksamkeit gilt dem Geplapper des Verstandes… und nicht der Wahrnehmung.
In Thailand ist alles besser!
Mein Vater weilt zur Zeit in Thailand… letzten Dezember, nach Weihnachten, trafen wir uns zum Mittagessen, in einem Restaurant, ganz kurz. Er war für ein paar Tage in der Schweiz, nur um kurz darauf wieder abzureisen… er schwärmte von Thailand, die Menschen sind ganz anders… so offen und freundlich… und das Wetter… viel besser als hier in der Schweiz. Kein Nebel und blablabla… ok, Wetter ist Wetter, ob man seine Stimmung davon beeinflussen lassen will, muss jeder selber wissen. Wäre aber ziemlich dämlich, sich über das Wetter aufzuregen… es ist wie es ist und das Einzige, was wir immer wählen können, ist wie wir auf etwas reagieren… unsere Energie können wir immer steuern. Mach’s einfach wie Yoshi, bleib flauschig – hast du den Beitrag gelesen? Yoshi, der Meister der Hingabe – Goldener Käfig, offenes Zelt Aber zurück zum Thailand-Vater… ich entgegnete ihm, dass ich die Menschen hier genau so erlebe, wie er die Menschen in Thailand beschreibt. Ich komme fast immer und überall mit Menschen ins Gespräch, empfinde sie als hilfsbereit und offen. Aber das liegt nicht an den Menschen selbst, das liegt nur an mir. An meiner Energie. Denn; das Universum reagiert exakt auf die Energie die ich aussende. So erschaffe ich meine Realität. Und so sind die Menschen, wie ich sie erlebe, nur ein Spiegel von mir selbst.
Trigger sind der Schlüssel zu deinen Baustellen!
Dich triggert etwas an jemandem? Reagier nicht darauf, sondern geh in den Wald und überlege, was dir das über dich selbst sagt. Spätestens wenn du Kinder hast, wirst du merken, dass dich an deinen Kindern genau die Dinge triggern, die du an dir selbst verurteilst. Kinder sind der ultimative Spiegel. Und dann merkst du möglicherweise, wie hart du immer zu dir selbst warst… und kannst dir überlegen, ob das wirklich gut für dich war…ist… und ob du nicht etwas sanftmütiger und liebevoller zu dir selbst sein möchtest. Woher das kommt ist gar nicht so wichtig, du brauchst dir dessen nur bewusst zu werden. Ich mag lieber den praxisorientierten Ansatz. Die Analyse ist zu zeitaufwändig.

Ein anderes Beispiel; immer, wenn Lily und ich mal wieder einen Rauchstopp versucht hatten, und sie vor mir rückfällig wurde, triggerte mich das unheimlich und ich verurteilte sie aufs Schärfste. Zugleich war ich ihr aber eigentlich dankbar, da ich so guten Gewissens selber rückfällig werden konnte… aber eben, ich musste nicht mich verurteilen, sondern konnte das wunderschön auf sie projizieren. Dabei war das, was mich getriggert hat, das woran ich mich aufgeregt habe, nur meine eigene Schwäche, die ich in dem Moment in ihr gesehen habe. Wie wir andere be- und verurteilen, so be- und verurteilen wir auch uns selber.
Es gibt nur mich, es ist ja sonst keiner da! Gilt für jeden!