Mein Committment
Hier und jetzt!
Montag, 12.05.2025, hier sitze ich nun also, 41 Jahre alt, 97kg schwer, Job in der IT mit gutem Gehalt, 6.5 Zimmer-Haus mit Pool und toller Aussicht (nur zur Miete, aber immerhin)… ich lebe mit meinem Sohn, meiner wundervollen Lebenspartnerin und ihrem Sohnemann zusammen… kürzlich habe ich mir zum ersten Mal in meinem Leben ein Auto gekauft, das ich wollte und nicht dasjenige, das eben finanziell drin lag. Gemeinsam mit meinem Sohn besteige ich fast jedes Wochenende Berge und wenn wir nicht in den Bergen sind, machen wir zu viert Ausflüge. An manchen Wochenenden gehe ich mit meiner Liebsten auf Partys. Am liebsten Technopartys… oft gehen wir gut essen… lassen es uns richtig gut gehen. Wir machen schöne Urlaube oder Städtetrips…
Jetzt mal ehrlich!
Mein ich von vor 20 Jahren würde ganz klar sagen «ich habe es geschafft!»… damals hatte ich Schulden, hielt mein Leben nur aus wenn ich bekifft war, war zerfressen von Selbstzweifeln und Depression… und jetzt, da ich es «geschafft» habe? Ich bin nicht glücklicher oder zufriedener als damals. Und ich fühle mich gefangen… eingeengt… bin quasi auf der Suche… rastlos… das Haus stresst mich, es ist zu gross, zu teuer… der Job ist nur lästig, sinnentleert… der einzige Trost ist, dass ich davon sehr gut leben kann und mir jegliche kleinen Alltagsfreuden leisten kann. Aber eigentlich will ich raus aus diesem Konstrukt. Das einzige was mir wichtig ist, sind meine Liebsten. Mein Körper ist träge, schwer… leistungsfähig und stark – ich habe ja jahrelang intensiven Kraftsport betrieben – aber zu schwer, zu klobig… nach Bergtouren benötige ich viel Regenerationszeit. Ich würde am liebsten täglich laufen gehen, tue ich oft, dazu Klettern, Krafttraining… doch nach einiger Zeit bin ich immer überlastet, brauche eine mehrwöchige Pause… immer und immer wieder… ich drehe mich im Kreis…
Round round baby…
Aber das, der Sport, ist nur einer von drei «Mikro-Kreisen»… es gibt da auch den Makro-Kreis der sich immer wiederholt. Es sind eigentlich genau genommen Sucht-Muster. Entweder drehe ich sportlich komplett durch, eben so wie oben beschrieben bis zur Überlastung was mich dann wieder zur Pause zwingt. Dann startet der nächste Mikro-Kreis… entweder Sex… und damit meine ich nicht das Rein-Raus-Nikolaus-Zeug, sondern das richtig abartige BDSM-Zeugs, das auch viel mit meiner Persönlichkeitsstruktur zu tun hat (ich werde in weiteren Blogposts näher darauf eingehen; dranbleiben lohnt sich!) und immer wieder in einer Identifikation endet welche ziemlich pathologisch ist und alles andere im Leben in den Schatten stellt. Und aus der ich dann nach einiger Zeit wie aus einem schlechten Traum erwache. Und der dritte Mikro-Kreis? Drogen… ja, Drogen… Cannabis, wenn ich nicht total mit dem Sport identifiziert war oder in der Sexualität aufging, betäubte ich mich mit THC. Man könnte quasi sagen es gibt drei Persönlichkeiten die sich immer wieder abwechseln. Es gab drei. Alle drei waren eigentlich nichts anderes als Fluchtmechanismen, wie jede Sucht… aber immerhin, mit dem Kiffen habe ich Ende 2024 aufgehört. Und dem Sex-Mikro-Kreis begegne ich unterdessen sehr bewusst. Und so hat sich gewissermassen eine Leere in mir aufgetan, die einerseits bedrückend ist… doch andererseits, was ist Leere? Raum. Raum um etwas zu erschaffen.
Aufwachen!
Kürzlich sass ich nach dem Abendessen am Computer, wollte eigentlich noch etwas für meinen Job erledigen, doch ich schaute Youtube-Videos. Trailpotato nannte sich dieser Youtuber. Und ich schaue die vier Teile seiner HRP-Tour (HRP: haute randonnée pyrenéenne)… und wieder einmal wird mir klar, was mir schon lange klar ist. Ich will einfach nur raus. In die Natur. Rucksack, Schlafsack, Zelt. Minimalistisch… und frei. Vor einigen Jahren las ich das Buch von Christine Thürmer, die aus dem Berufsleben ausgestiegen ist (oder ihren Job verloren hatte, bin nicht mehr ganz sicher) und mal den Pacific Crest Trail in Amerika gewandert ist. Einfach so… gut vorbereitet, aber untrainiert. Und ich war mir sicher, dass ich das auch machen will. Doch der Gedanke verblasste mit der Zeit… ploppte zwischendurch mal wieder auf… und verblasste wieder. Immer wenn ich mich intensiver damit beschäftigte, kamen mir Zweifel. Ängste.
Angst… und Entscheidung
Ich kann doch nicht einfach meinen Job kündigen. Mein Arbeitgeber würde mir niemals ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub geben. Was ist, wenn ich zurückkomme und keinen Job mehr habe? Oder keinen neuen finde? Was ist mit der Wohnsituation? Lily? Timo? Lieber einen Joint rauchen, dann sind die Sorgen und Ängste weg. Die Sehnsucht auch. Doch zumindest kann ich dann akzeptieren, dass ich ein Leben lebe, das ich eigentlich gar nicht will. Also, naja, das stimmt jetzt auch wieder nicht. Es gibt zwei… drei Aspekte in meinem Leben die ich liebe:
- Zeit mit Lily verbringen, sei es auf einer Technoparty, bei einem guten Essen in einem Restaurant, unter einem Baum sitzend oder am Wasser… oder einfach zu Hause auf der Couch.
- Bergtouren mit Timo. Mein Sohn und ich, Gletscher, Felsen, Schnee… die pure Glückseligkeit.
- Jegliche «Villa-Dolphin Ausflüge» Lily, Timo, Yannick und ich (was es mit den Delfinen auf sich hat erkläre ich an anderer Stelle; hier mal so viel: Youtube: die vier tierischen Menschentypen von Tobias Beck)
Und diese drei Aspekte lebe ich intensiv aus. Trotzdem. Nach jeder Bergtour, nach jeder Partynacht… fällt es mir schwerer und schwerer in diesen Alltagstrott zurückzukehren. Einen Job auszuüben der nur Geldverdienst ist, aber nichts mit meinen Werten und Leidenschaften zu tun hat. Und einen Lebensstandard zu haben, der diesen Job bedingt. Es ist der klassische goldene Käfig. Und ich habe extreme Angst, diesen Käfig zu verlassen. Doch eines weiss ich; der Weg, um die Angst zu überwinden führt durch die Angst hindurch. Wieso kann ich das nicht? Ok, ja, ich habe noch Verantwortung für meinen Sohn, er kommt diesen Sommer in die Lehre… die nächsten drei Jahre ist er mindestens noch auf ein stabiles Zuhause angewiesen.
Aber danach? Dann habe ich keine Ausrede mehr. Das Einzige was mich dann noch daran hindert meine Träume zu verwirklichen ist Angst. Ja, ich habe Angst… Angst den stabilen Rahmen von Festanstellung, Haus, Beziehung zu verlassen. Angst, die Sicherheit gegen die Freiheit einzutauschen. Sicherheit und Freiheit schliessen sich gegenseitig aus, das weiss ich.
Will ich Lily verlassen? Nein! Niemals. Ich will Lily mitnehmen wohin auch immer ich gehe. Aber ihr Sohn ist jetzt erst 8, sie wird noch länger gebunden sein… Lily als Ausrede nutzen? Nein! Sie kennt meine Träume auch… sie weiss, dass ich von der Freiheit träume, dass ich mich nach dem minimalistischen Leben sehne… dass ich am liebsten mit meinem Rucksack und Zelt in der Natur verschwinden will… sie weiss, dass ich das wohl irgendwann verwirklichen werde und sie ermutigt mich dazu. Weiss ich es auch?
Ja, ich weiss es… aber ich habe Angst… Angst die mich davon abhalten könnte es zu verwirklichen… und darum brauche ich zwei Dinge:
- Ein Committment
- Einen Plan
Und das Committment kommt hier:
Im Jahr 2029 wandere ich alleine den Pacific Crest Trail!
Meine Einladung an dich:
Und in diesem Blog will ich dich mit auf meine Reise nehmen. Ich teile hier mit dir wie ich mich darauf vorbereite; körperlich, finanziell, logistisch, mental. Es soll quasi ein Tagebuch werden von heute bis zum Start des Pacific Crest Trails… und darüber hinaus. Ich werde hier aber nicht nur Trainingsfortschritte und Materiallisten teilen (davon gibt es schon genug im Netz), sondern auch Beiträge zu meiner persönlichen Entwicklung, spirituelle Themen, gesellschaftliche Themen. Denn das sind die Aspekte des Ganzen die wirklich spannend sind. Und ich nehme kein Blatt vor den Mund. Liebe Bekannte und Verwandte; viel Kraft dabei, mich wirklich kennenzulernen… und viel Spass beim Lesen!
